Community-Interview mit Alexander Korduan, Gründer und CEO von HOLZRICHTER Berlin
Company Insights
Wir haben unsere Community gefragt, welche Fragen sie unserem Gründer schon immer stellen wollte. Offen und ehrlich gibt Alex in diesem Interview Einblicke in seine Denkweise, seine Werte und die Geschichte hinter HOLZRICHTER Berlin.
Was hat dich dazu bewogen, hochwertige Ledertaschen zu produzieren?
Als ich 2010 von Hamburg nach Berlin gezogen bin, war die Stadt voller Energie. Die Startup-Szene war unglaublich dynamisch. Das hat mich sehr inspiriert, selbst etwas aufzubauen. Zuvor hatte ich in einer Werbeagentur gearbeitet und mich dort intensiv mit Marken beschäftigt. Marken haben mich schon damals fasziniert – dieses Zusammenspiel aus Emotion, Identität und Wirkung. In Berlin war mein ständiger Begleiter ein alter Weekender, den ich oft zum Pendeln mitnahm. Ich wurde ständig darauf angesprochen und habe mich irgendwann gefragt: Was macht diese Tasche eigentlich so besonders? Dabei habe ich festgestellt: Es sind die klaren Prinzipien – Patina, minimalistisches Design und hochwertige Materialien. Ich habe irgendwann gemerkt, diese Faszination teile nicht nur ich, sondern viele andere Menschen auch. Daraus ist die Idee für HOLZRICHTER Berlin entstanden.
Gab es einen Moment, in dem du fast aufgegeben hättest? Was hat dich damals motiviert, weiterzumachen?
Nein, wirklich nicht. Aufgeben war für mich nie eine Option. Eine Gründung ist immer ein Auf und Ab. Meiner Ansicht nach gibt es für jede Herausforderung eine Lösung – man muss sie nur finden. Mich motivieren besondere Herausforderungen. Aufgeben stand nie zur Debatte, aber die Dinge anders anzugehen, das war immer möglich. Solange man weiß, wo man hin möchte, findet sich auch ein Weg dorthin.
Was waren deine größten Fails als Gründer – und was hast du daraus gelernt?
Es gab viele Fails, und im Nachhinein bin ich dankbar für jeden einzelnen. Ganz am Anfang bin ich mit meinem Businessplan bei der Bank gescheitert und stand kurz davor, meine erste Lieferung nicht finanzieren zu können. Erst nach vielen Anläufen hat es geklappt. Ich habe schnell gemerkt, dass mein ursprüngliches Konzept – auch über den stationären Handel zu verkaufen – für mich gar nicht umsetzbar war. Damit war mein Businessplan schon geplatzt, bevor es überhaupt losging. Danach habe ich mich voll auf den Direktverkauf über das Internet konzentriert. Dann gab es mal einen Wasserschaden bei einer großen Lieferung, der uns beinahe wirtschaftlich ruiniert hätte, weil die vereinbarte Versicherung nicht abgeschlossen war. Das waren viele schlaflose Nächte. Seitdem versichern wir uns lieber selbst. Und natürlich viele Fehler in der Produktentwicklung, die nötig waren, um zu lernen, wie man Leder und Materialien so verarbeitet, dass sie wirklich ein Leben lang halten. Jeder dieser Rückschläge war im Grunde ein Schritt nach vorn, weil er wertvolle Learnings gebracht hat.
Was hast du vor HOLZRICHTER beruflich gemacht?
Ich habe HOLZRICHTER Berlin schon während meines Studiums gegründet. Davor habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation in einer großen Hamburger Werbeagentur gemacht – dort kam auch meine Begeisterung für Marken.
Wie gelingt es HOLZRICHTER Berlin, zeitlose Klassiker zu entwerfen, die sowohl Traditionalisten als auch Trendsetter begeistern? Was ist das Erfolgsrezept?
Ich denke, dass wir mit der Kollektion Objekte schaffen, die einen besonderen Charakter haben. Uns geht es nicht um kurzlebige Trends, sondern um Produkte, die über Jahrzehnte hinweg Bestand haben. Inspiration finde ich in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren – in der Musik, der Mode und der Kultur dieser Zeit. Auch ikonische Marken, die sich seit Jahrzehnten immer wieder neu erfinden, faszinieren mich. Dazu kommt die Idee der Capsule-Garderobe und natürlich das traditionelle Handwerk. All diese Einflüsse fließen in unsere Arbeit ein – und daraus entstehen Taschen, die zugleich klassisch, modern und langlebig sind.
Würdest du gern mal etwas ganz anderes designen – zum Beispiel Unterwäsche?
(lacht) Spannende Frage. Eigentlich nicht, weil ich kein klassischer Designer bin. Aber zutrauen würde ich es mir – warum nicht? Vielleicht probiere ich es eines Tages tatsächlich aus.
Was inspiriert dich am meisten?
Mich inspirieren Dinge, die eine Geschichte erzählen. Musik, Mode und das Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte faszinieren mich genauso wie die Idee einer reduzierten, hochwertigen Capsule-Garderobe. Und das Handwerk selbst – die Liebe zum Detail, die Materialien, die Verarbeitung – ist für mich eine nie versiegende Inspirationsquelle.
Kommen die Designs von dir alleine, oder arbeitest du mit einem Team?
Ich entwickle die Designs nicht im stillen Kämmerlein. Sie entstehen im Austausch – mit einem kleinen Kreis von Kund:innen, die uns Feedback geben, und gemeinsam mit unserem Hersteller.
Woher kam die Inspiration für das Gespür für Verarbeitung und Produktion?
Das habe ich von unserem Hersteller gelernt, mit dem ich seit Jahren eine enge, freundschaftliche Verbindung habe. Von ihm habe ich unglaublich viel über Materialien, Verarbeitung und Qualität mitgenommen – und das prägt bis heute jedes unserer Produkte.
Hat bei dir eine bestimmte Tasche deine Begeisterung für Taschen geweckt?
Ja, das war der sogenannte Ur-Weekender. Eine alte Reisetasche, sicher 20 oder 30 Jahre alt, ganz ohne Marke oder Logo – einfach nur unglaublich hochwertig verarbeitet, clean im Design und mit einer fantastischen Patina.
Welches Modell ist aktuell dein Favorit?
Gerade trage ich ein Muster einer Aktentasche, die wir in Zukunft herausbringen wollen. Ich teste regelmäßig neue Produkte, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Davor war es unser Roll Top Rucksack in Full Grain Leder. Einen absoluten „Liebling“ habe ich nicht – aber auf unser Briefcase bin ich besonders stolz, weil es für mich ein echtes Statement-Piece ist.
Welche Produkte aus der Jubiläumskollektion würdest du deinen Eltern schenken?
Ehrlich gesagt: alle. (lacht) Ich finde, sie tragen alle unsere Handschrift und sind Geschenke, die Freude machen.
Welches Gefühl hast du, wenn du euer Leder anfasst? Und was verbindest du mit dem Duft?
Stolz. Wir arbeiten mit einem Material, das meiner Meinung nach seinesgleichen sucht – außergewöhnlich, charakterstark und langlebig. Der Duft ist für mich eng mit dieser Qualität verbunden und macht das Erlebnis noch intensiver.
Welche Artikel nutzt du privat am liebsten?
Von Reisetaschen bis Schlüsselanhänger probiere ich vieles selbst aus – oft auch Musterstücke. Das ist für mich der beste Weg, unsere Produkte wirklich zu verstehen.
Ist das Gefühl heute noch dasselbe wie beim ersten Mal?
Absolut. Vor einigen Monaten haben wir eine große Lieferung bekommen. Als ich die Taschen aus den Kartons genommen habe, war ich genauso begeistert wie vor zehn Jahren, als die erste Lieferung ankam. Dieses Kribbeln bleibt.
Hattest du eine erste Lieblingstasche, von der du dich schwer trennen konntest?
Ja – mein erstes Briefcase in Camelbraun. Es war meine persönliche Lieblingstasche. Heute gibt es sogar eine Hommage an sie in unserer neuen Heritage-Range.
Welches ist dein Lieblingsleder?
Mein Herz schlägt für unser Heritage-Leder, ein leicht angeschliffenes Rindleder in Camelbraun. Es war das erste Material, aus dem ich eine komplette Kollektion gemacht habe – und bis heute strahlt es diesen besonderen Charakter aus.
In welcher Situation hast du dich zuletzt bewusst gegen die „vernünftige“ Option entschieden – und hattest du Erfolg damit?
Ganz aktuell: Wir sind von einer sehr freiheitsliebenden Remote-Kultur wieder zu einem gemeinsamen Standort in Berlin zurückgekehrt. Ich selbst lebe zwar nicht mehr in Berlin, habe mich aber bewusst dafür entschieden, unser Team dort wieder zu vereinen – und dafür ein neues Office eröffnet. Ob das langfristig Erfolg bringt, wird sich zeigen, aber für mich war es die richtige Entscheidung.
Wenn deine Taschen sprechen könnten – welche Geschichten würden sie erzählen?
Definitiv viele Geschichten aus Italien. Ich fahre regelmäßig dorthin, um Inspiration zu sammeln. Für mich sind es Orte voller Stil, Handwerkstradition und Lebensfreude – und das spiegelt sich auch in unseren Taschen wider.
Stell dir vor, HOLZRICHTER dürfte nur noch ein einziges Produkt für die Ewigkeit herstellen – welches wäre es?
Ganz klar: ein Weekender aus Leder, wahrscheinlich unser Weekender No. 8. Das Design ist ikonisch, es gab diese Form schon vor über 100 Jahren – und ich bin überzeugt, dass sie auch in 100 Jahren noch Freude bereiten wird.
HOLZRICHTER im Jahr 2045 – wo steht ihr, und wie sehen eure Taschen aus?
Leder ist ein uraltes Material, und in der Form, wie wir es verarbeiten, auch ein extrem nachhaltiger Ansatz. Mein Ziel ist, dass unsere Produkte immer Klassiker bleiben – gestern modern, heute relevant und auch in zehn oder zwanzig Jahren noch stilvoll. Natürlich werden wir unsere Kollektionen zeitgemäß weiterentwickeln, aber ich bin sicher: Viele der Taschen, die wir heute machen, werden auch 2045 noch Teil unseres Sortiments sein.
Wenn deine Tasche ein Superheld wäre – welche Superkraft hätte sie?
Sie könnte die Zeit anhalten.
Wo siehst du HOLZRICHTER Berlin in 10 Jahren?
In zehn Jahren sehe ich HOLZRICHTER mit eigenen Stores, einem internationalen Auftritt und als Premium-Marke, die für Heritage, Pioniergeist und Lebensfreude steht. Unsere Taschen sollen Menschen durch ganz besondere Lebensmomente begleiten – vor allem auf Reisen.
Wenn du zehn Jahre in die Vergangenheit reisen könntest – was würdest du deinem jüngeren Ich raten?
Ich würde mir raten: Umgib dich mit Menschen, die genauso für die Sache brennen wie du. Und konzentriere dich konsequent auf das, worin du gut bist und was dir Freude macht. Das ist am Ende der Weg, der dich wirklich weiterbringt.