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So entfernen Sie Kratzer im Leder



Leder ist ein langlebiges Material, das mit der Zeit natürliche Gebrauchsspuren aufweist – so auch kleinere Macken und Kratzer. Ob man diese Kratzer im Leder entfernen möchte oder sie als Teil einer individuellen Patina wertschätzt, ist Geschmackssache. Bei besonders makellosen Oberflächen wie Lackledern können sie störend ins Auge fallen. Lackleder sind jedoch kaum zu reparieren. Einem offenporigen Naturleder, wie wir es verwenden, verleihen leichte Kratzer und Gebrauchsspuren dagegen Charakter. Das Schöne an der Responsivität von Naturleder ist jedoch, dass es sich mit der Zeit nicht bloß wandelt und eine prachtvolle Patina ausbildet, sondern dass man diesen Prozess mit ein paar einfachen Handgriffen aktiv beeinflussen kann.


Vorbereitung

Bevor Sie Kratzer im Leder entfernen können, sollten Sie das Leder gründlich reinigen. Staub und Schmutz können das Ergebnis der Reparatur beeinträchtigen. Verwenden Sie dazu je nach Verschmutzung ein spezielles Lederreinigungsmittel und ein weiches Tuch. Reiben Sie sanft über das Leder, achten Sie dabei besonders auf den Kratzer. Danach sollte das Leder trocknen. Bei leichten Verschmutzungen kann es bereits ausreichen, mit einem trockenen Tuch Staub von der Oberfläche zu entfernen.

Pflege einer Ledertasche

Behandlung mit Lederfett

Lederfett ist ein hervorragendes Mittel, um Kratzer aus dem Leder zu entfernen. Das Fett dringt in das Leder ein und hilft dabei, die Fasern weich zu machen. Dabei quillt das Gewebe leicht auf und Kratzer werden so auf natürliche Weise gefüllt. Tragen Sie dazu eine angemessene Menge Lederfett auf ein weiches Tuch auf und tupfen Sie es sanft in den Kratzer ein. Lassen Sie das Fett über Nacht einwirken. So wird das Leder genährt und der Kratzer gefüllt. Prüfen Sie zuvor, ob der Kratzer im Leder sehr tief ist und ob er die Oberflächenstruktur nachhaltig verändert hat. Vor allem wenn kleine “Fetzen” des Leders emporstehen, sollten Sie darauf achten, das Lederpflegemittel entgegen der Kratzrichtung aufzutragen, um die aufgestellten Fasern wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen.

Lederfett wirkt sich zudem auf die Farbstruktur des Leders aus. Viele Kratzer fallen ins Auge, weil sie heller als das restliche Material erscheinen. Das liegt an der veränderten Oberflächenstruktur durch die Aufrauung. Es kommt dadurch zu einer abweichenden Lichtbrechung auf der Lederoberfläche und die Farbe wird dort anders wahrgenommen. Der gleiche Effekt tritt ein, wenn das Leder über die Zeit seine Farbe zu verlieren scheint und blass wird. In der Regel ist die Oberfläche in diesen Fällen leicht aufgeraut und das Licht bricht sich anders. Durch das Fetten der gesamten Oberfläche erhält das Leder schließlich neuen Glanz und auch der Kratzer fügt sich unauffällig in das Erscheinungsbild ein.

Ledertasche mit Pflegeprodukten auf einem Holztisch


Alternative Hausmittel – besser nichts überstürzen

Sie wollen Lederkratzer entfernen und haben keine Lederpflege zu Hause? Bitte überstürzen Sie nichts! Von der Verwendung alternativer Hausmittel ist grundsätzlich abzuraten. Lederfett erhalten Sie in unserem Shop sowie in jedem Schuh- oder Haushaltswarengeschäft. Andere Fette können mit der Zeit ranzig werden oder unangenehme Gerüche entwickeln. Ist das Fett einmal in das Gewebe eingedrungen, lässt es sich kaum wieder daraus entfernen. Reine Fette wie Olivenöl enthalten zudem nicht ausreichend Feuchtigkeit, die sie in das Leder transportieren können und übersättigen das Material, anstatt es mit Feuchtigkeit zu nähren. Es besteht die Gefahr, dass ein schmieriger Film auf der Oberfläche zurückbleibt. Reines Bienenwachs übersättigt das Leder ebenfalls und führt eher dazu, dass die Poren verstopfen. Lederpflegemittel sind sorgsam zusammengesetzte Mixturen, in denen jeder Bestandteil einen Zweck erfüllt: Öle und Fette, um das Leder geschmeidig zu machen, Wachse, um eine schützende Schicht gegen Austrocknung und Nässe zu bilden sowie saure Komponenten, um vor Pilzbefall zu schützen. Es lohnt sich, auf diese Mixturen zu vertrauen.


Allgemeine Pflegehinweise

Kein Risiko eingehen: Testen Sie Pflegemittel an einer unauffälligen Stelle. Pflegemittel dringen in das Leder ein und sorgen dabei für eine Verfärbung des Leders. Auch farblose Fette lassen das Leder zunächst dunkler und glänzender erscheinen. Dieser Effekt nimmt mit der Zeit auf natürliche Weise wieder ab und das Leder wird wieder heller und rauer, doch lohnt es sich stets, einen unauffälligen Test durchzuführen.

Eine Ledertasche wird mit Lederfett eingerieben

Nachbehandlung

Nach der Behandlung des Kratzers ist es wichtig, das Leder zu pflegen, um es in gutem Zustand zu halten. Sie können ein spezielles Lederpflegemittel oder einfach weiterhin Lederfett verwenden. Tragen Sie es regelmäßig auf, um das Leder zu nähren und zukünftige Kratzer zu verhindern. Denn ein weiches, gut genährtes Leder ist deutlich resistenter als sprödes und trockenes Leder.


Nahaufnahme einer Holzrichter Umhängetasche Modell HR-FB-1-2_c

Kratzer schätzen lernen

Abschließend ist zu sagen, dass Kratzer auf Leder ein normales Phänomen sind und oft zum Charme des Materials beitragen. Sie werden Teil einer facettenreichen Patina, die Ihren ledernen Begleiter zu einem unverwechselbaren Unikat macht. Jeder Kratzer erzählt seine eigene Geschichte und somit wird die Oberfläche Ihrer Tasche mit der Zeit zur Chronik Ihrer persönlichen Erlebnisse. Hinzu kommen Verdunkelungen an Stellen, die häufiger berührt werden und an denen viel Hautfett in die Poren des Materials eindringt. Auch Stellen, die einer starken Reibung ausgesetzt sind, werden glatter und dadurch glänzender. All diese Merkmale bilden Ihr individuelles Trageverhalten ab, sodass sie Ihre Tasche sofort erkennen werden, wenn sie am Flughafen auf das Gepäckband kommt oder in der Hotellobby auf Ihre Weiterreise wartet.